ES IST ALLES NICHT SO EINFACH. . .
. . . wie ich los zog meinen ersten Wurf zu
planen.
Als ich 2012 einen Rüden für die Anpaarung (2013) mit Vio
ausgewählt hatte, bekam ich einen telefonischen Hinweis nochmal
genauer nachzufragen. Dabei erfuhr ich dann, dass der
ausgewählte Rüde an OCD (Schulter) operiert wurde, sowie seine
Mutter (Schulter) und auch seine Oma (Schulter). Ich habe mich
dann bewusst gegen den Einsatz dieses Rüden entschieden, weil
ich meine Zucht und die Rasse Spinone gesund erhalten möchte.
Mit allen Konsequenzen.
Bei OCD scheiden sich im Übrigen die Geister. Die Einen meinen es
komme nur von zu energiehaltigem Futter und zu heftigem Spielen.
Die Anderen sehen bei OCD auch eine genetische Disposition. Ich
bin der Meinung:
>>Ohne eine genetische Disposition des Tieres kann es nicht
zum Auftreten dieser Erkrankung kommen!<<
Und damit wäre für mich, bei einer bekannten familiären OCD
Disposition, eine Verpaarung enger Verwandtschaftsgrade wie
Cousin und Cousine hochgradig fahrlässig. Solch eine Verpaarung,
genannt Linienzucht, verstärkt vererbbare Merkmale innerhalb
einer Linie – erwünschte, aber auch unerwünschte!!
Beim Auftreten einer OCD des Junghundes (5. - ca. 15.
Lebensmonat) muss schnellstmöglich gehandelt und operiert
werden, da sonst die Gefahr von arthritischen Veränderungen im
Gelenk um ein vielfaches höher ist, je länger man wartet. Für
andere Jagdhunderassen, z. B. Deutsch Drahthaar, gilt OCD als
Zuchtausschluss. Es wird davon berichtet, dass die Hunde nicht
mehr uneingeschränkt zur Jagd eingesetzt werden können. Bei
Junghunden ohne genetische Vorbelastung kommt es übrigens
trotz gleicher Belastung nicht zu einer OCD. Diese Hunde (ohne
genetische Disposition) sind also voll belastbar - werden Sie
hellhörig, wenn Ihnen Ihr Züchter etwas anderes erzählt! Meine
Hunde wie auch viele andere mir bekannte Spinoni, wurden z.B.
nicht geschont, durften Treppen steigen und ausgiebig spielen und
toben und sie zeigten nie irgendwelche Hinweise auf OCD oder
ähnliche Gelenkerkrankungen.
IRONIE DES SCHICKSALS. . .
. . . oder die Frage: Wie geht man damit um,
wenn es einen selbst betrifft?
Trotz all meiner Bemühungen kam es in Chocos erstem Wurf zu
zwei Fällen von Schulter-OCD. Choco selbst hatte nie Beschwerden
mit dem Bewegungsapparat, wurde dahingehend nie behandelt,
geschweige denn operiert. Ebenso hatte der Vater des Wurfes
bisher keinerlei Welpen mit OCD gezeugt und ist selbst nicht daran
operiert.
Dass es trotzdem zu Fällen von OCD kommt, ist möglich, weil viele
genetische Merkmale versteckt im Hund vorhanden sind und
vererbt werden, bis es irgendwann, mit gleich veranlagtem Partner,
zu einem „Auftreten“ dieser Veränderung kommt. Man spricht
dabei vom Genotyp. Dem gegenüber steht der Phänotyp.
Kurze Erklärung:
Der Phänotyp enthält alle offensichtlichen Merkmale, (Farbe,
Körpergröße, Hüftstatus, Fellbeschaffenheit, Zahnstatus usw.).
Der Genotyp hingegen enthält die tatsächlichen (versteckten)
Erbinformationen. Also, das was der Hund weiter vererbt, ohne
selbst daran erkrankt bzw. betroffen zu sein. So ist es möglich, dass
Elterntiere die selbst z.B. sehr gute Hüften haben, „schlechte“
Hüften vererben. Das sind Informationen welche man (ohne
validierten Gen-Test) erst durch den aktiven Zuchteinsatz der
Hunde erhält.
Wichtig ist jedoch, wie man als Züchter damit umgeht.
Ich für meinen Teil habe die zwei Fälle (samt Zuchtbuchnummern!)
an den Club gemeldet und schreibe dies auch offen auf meiner
Seite. Die betroffenen Hunde werden ganz sicher nicht in die Zucht
gehen. Dann habe ich Choco auf Schulter-OCD röntgen und
offiziell, vom Gutachter, auswerten lassen. Choco ist Schulter OCD-
frei.
Für den nächsten geplanten Zuchteinsatz habe ich einen Rüden
ausgewählt, der selbst mit HD-,ED- und OCD-frei ausgewertet
wurde. Über seine Linie konnte ich viele Informationen
zusammentragen, die eine Veranlagung zur OCD seinerseits so gut
wie ausschließen. Kommt es trotz dieser ganzen „Vorsorge“ wieder
zu Fällen von OCD in diesem Wurf, nehme ich Choco
selbstverständlich aus der Zucht. Auch wenn Choco “alles in allem”
eine perfekte Zuchthündin ist.
=> Leider hat die geplante Verpaarung nicht geklappt und Choco ist
zweimal leer geblieben, weswegen ich mich für einen anderen
Rüden entschieden habe.
Wenn Sie noch Fragen dazu haben, können Sie mich gerne anrufen!
. . .und NEIN!
Hunde eines Züchters, der offen über Fehler bzw. Krankheiten
spricht, sind deshalb nicht kränker oder schlechter als die jedes
anderen Züchters! ;-)
Eher sollte man überlegen warum andere Züchter nicht über
die Krankheitsfälle in ihrer Zucht reden, bzw. diese
Information nicht auch offen auf ihrer Homepage stehen
haben!
SPINONE UND GESUNDHEIT
. . . ODER WORAUF SIE ACHTEN SOLLTEN.
Der Spinone gilt als alte
und robuste Rasse. Aber
wie bei allen Rasse- und
Mischlingshunden, gibt es
auch beim Spinone
gesundheitliche
Schwachstellen.
•
HD = Hüftgelenksdysplasie
Hüftgelenksdysplasie ist eine Fehlbildung der Hüftgelenke, die in
verschiedene Schweregrade unterteilt wird. (A = frei, B =
Grenzfall/Übergangsform und C = leichte HD - es gibt noch weitere
Stufen wie D und E) Eine HD-Röntgenaufnahme war bisher die
einzig notwendige gesundheitliche Untersuchung für die Zucht. In
die Zucht dürfen Hunde mit A oder B und bei C mit Einschränkung.
Neu! Seit 2015 muss ED und Schulter-OCD zusätzlich geröntgt
werden und von der Gutachterstelle mit >frei< bewertet sein. Das
gilt für alle zukünftigen Zuchthunde! :-)
•
ED = Ellenbogendysplasie
Unter Ellenbogendysplasie versteht man eine Miss- oder
Fehlentwicklung im Bereich des Ellenbogengelenkes, welche durch
das nicht Zusammenpassen der gelenkbeteiligten Knochen zu
einer Erkrankung des Gelenkes führt.
•
OCD = Osteochondrosis Dissecans
Die OCD ist eine Erkrankung des Bewegungsapparates, wobei
durch “übermäßigen” Knorpelwachstum die Knorpelschicht nicht
ausreichend versorgt und somit rissig werden kann. Durch diese
Risse tritt dann Gelenkschmiere ein. Häufig platzt dadurch ein
Knorpelplättchen (Knorpelchip oder Gelenksmaus) ab und
“schwimmt” im Gelenk . Dies führt dann zu Beschwerden wie
Schmerzen oder Entzündungen. Die OCD kann in allen Gelenken
auftreten, aber am häufigsten tritt sie im Schultergelenk auf.
•
Magendrehung
•
CA = Cerebellar Ataxia (Zerebellare Ataxie/
Kleinhirnataxie)
Ist eine neurologische Störung, die sich durch “zittern” und
unkoordinierte Bewegung bemerkbar macht. Sie tritt im ersten
Lebensjahr auf und verläuft immer tödlich. Seit 2008 gibt es in
England den Gen-Test für Spinone. Zum Ausbruch dieser Krankheit
kann es aber nur kommen, wenn man Träger mit Träger verpaart.
Verpaart man Träger mit Frei oder Frei mit Frei kann keiner der
Welpen erkranken.
Seit 01.11.2019 (erneute Betreuung der Rasse Spinone durch den
VDH) muss jeder Spinone für die Zuchtzulassung einen CA-Test
vorweisen. Im Juli 2020 verkündet AHT die entgültige Schließung
des Labors und somit die Einstellung jeglicher Testungen.
Neu! Seit 2022 ist der CA-Test durch Laboklin wieder möglich!
•
Ohren
Die langen Behänge (Schlappohren), bedürfen regelmäßiger
Kontrolle und wöchentliches reinigen der Ohrmuschel. Erhöhtes
Risiko von Ohrenentzündungen.
•
Epilepsie
Auch die gibt es beim Spinone (wie bei allen anderen Rasse- und
Mischlingshunden auch). Sie tritt in einigen Linien vermehrt auf.
Fragen Sie ob in den Linien der Eltern, Hunde mit epileptiformen
Anfällen bekannt sind!
Die Aussage, dass im Stammbaum kein Hund mit Epilepsie
vorkommt, sagt übrigens nur, dass kein Hund der in der Ahnentafel
steht selbst erkrankt ist. (Kunststück, wer würde auch bewusst mit
einem kranken Hund züchten?)
Es sagt aber nichts über die tatsächliche familiäre Belastung, ob
Geschwister der dort stehenden Hunde epileptische Anfälle haben,
oder vielleicht mehrere Onkel/Tanten erkrankt sind. Ein ehrlicher
Züchter kann und wird ihnen sagen wie es um die enge
Verwandtschaft (Geschwister, Halbgeschwister, Tanten/Onkel,
Nichten/Neffen, Cousinen/Cousins) der Hunde im Stammbaum
bestellt ist! Er kann Ihnen auch sagen, wenn ein Hund aus der
Ahnentafel in einer anderen Verpaarung Welpen mit Epilepsie
gezeugt hat. Ein verantwortungsvoller Züchter geht Hinweisen nach
und erkundigt sich. Nichts zu wissen oder nichts wissen zu wollen
ist in meinen Augen grob fahrlässig.
Zitat des Norwich-Terrier-Züchters Dietmar Schulz.
Egal, für welche Rasse immer Sie sich interessieren mögen: Verlassen
Sie die Stätte des Grauens stehenden Fußes, wo der "erfahrende und
kompetente" Züchter seine Hunde "praktisch" (was immer das auch
heißen mag) ohne jegliche erbliche Belastung darstellt. Denn dies sagt
er schlimmerweise aus Unwissenheit, unverzeihlicherwesie aus
Ignoranz und verwerflicherweise aus Unehrlichkeit.
Auf der Seite des Englischen Clubs gibt es übrigens viele Infos zur
Gesundheit und dem Genome-Projekt sowie den aktuellen
Forschungsstand bezüglich eines Gentests auf Epilepsie.
Es gibt noch kleinere Probleme wie lose Augenlider, Sabbern,
Knickruten und fehlende Zähne, womit der Hund aber gut leben
kann!
. . .und trotz alledem gibt es für mich keinen passenderen Hund als
den Spinone!
Sein Wesen und sein Charakter relativieren sogar Sabberflecken an
den Wänden, Türen und Spiegeln.
EXPERTENMEINUNG
Mit freundlicher Genehmigung zur Veröffentlichung auf meiner Seite
folgende Expertenmeinung von:
A.Univ.Prof.Dr.med.vet. Irene Sommerfeld-Stur
"Die bewusste Zucht mit einer OCD-operierten Hündin ist in keinem
Fall akzeptabel und schon gar nicht, wenn sie noch dazu mit einem
nahen Verwandten gepaart wird. Denn die Paarung verwandter Tiere
führt ganz im Gegenteil zu einem Anstieg des Inzuchtniveaus und
damit zu einer Verringerung der genetischen Vielfalt. Und zudem
erhöht sich die Wahrscheinlichkeit der Homozygotie von
Defektgenen und damit die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von
Defekten. Der Einsatz von Tieren, die "Fehler haben" in kleinen
genetisch stark belasteten Populationen zur Erhaltung der
genetischen Varianz ist nur dann akzeptabel bzw. sinnvoll, wenn
diese Fehler einen geringen Krankheitswert haben.
Das trifft bei einer OCD aber in keinem Fall zu.
Unter den von Ihnen genannten Problemen, die beim Spinone
auftreten wäre allenfalls das Fehlen von Zähnen oder bestimmte
Formen einer Knickrute, eventuell noch das lose Augenlid in diesem
Sinn akzeptabel."
Gesundheit
Zitat aus dem Buch:
Ein guter Start ins Hundeleben.
Der verhaltensbiologische Ratgeber für Züchter und
Welpenbesitzer von Udo Gansloßer // Petra Krivy
„Letztlich steht und fällt alles mit der Person des Züchters,
seiner Kompetenz, seinem Verantwortungsbewusstsein,
seinem Rückgrat, um auch aufzumucken, wenn in seinem
Verein oder Verband etwas im Argen liegt, statt nur an sich
selbst und seine eigene Zuchthandhabung zu denken und zu
schweigen. Häufig sind es gerade die, die aufbegehren gegen
Missstände und anklagen, was anzuklagen ist, die dann zum
Schluss gemobbt und sanktioniert werden, um sie mundtot zu
machen.
Doch hat das Lieben, Schätzen und Gesunderhalten einer
Rasse eben nichts mit egoistischem Mitläufertum und
Vereins-/Verbandsmeierei zu tun, sondern bedeutet unter
Umständen auch Kampf und Mut zur Auflehnung und einem
Entgegenstellen zum Wohl des Hundes.“
Mit freundlicher Genehmigung von Udo Gansloßer.
MIT GUTEM BEISPIEL VORAN
GEHEN
Deshalb engagieren wir uns aktiv für die Gesunderhaltung
unserer Rasse. So ist es für uns selbstverständlich, dass die
Ergebnisse von Röntgenuntersuchungen oder auch
Erkrankungen in den Würfen offen und für jeden einsehbar
zur Verfügung gestellt werden.
Für diese Offenheit wurde unser Zwinger vom ISCGB (Italian
Spinone Club of Great Britain) mit dem „purple Star“
ausgezeichnet.
Außerdem unterstützen wir seit der Entstehung, im Februar
2014, die einzige internationale und offene Spinone
Datenbank der Spinone Health Foundation (SHF)
For a healthier Spinone future through knowledge - Für
eine gesündere Zukunft unserer Spinoni durch Wissen.
© 2012 - 2023 Patrick und Nicole Leupold